Bautzen/Budyšin - 12.11.2020

Wissenschaftler des Sorbischen Instituts zum Professor berufen

Der Slawist und Privatdozent Dr. Thomas Menzel am Sorbischen Institut in Bautzen wurde vom Präsidenten der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Prof. Dr. Piper, zum Monatsbeginn (November) zum außerplanmäßigen Professor berufen.

Seit 1995 ist der Sprachwissenschaftler Thomas Menzel wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen Universitäten im deutschsprachigen Raum, zunächst in Oldenburg, dann auch in Greifswald und Regensburg. In Freiburg und Wien hat er sprachwissenschaftliche Professuren vertreten. Thomas Menzel hat Forschungsprojekte zum Sprachwandel in Morphologie und Syntax der slawischen Sprachen durchgeführt, zu deutschen Lehnwörtern im Polnischen und seinen Dialekten und zum Sprachkontakt von Minderheitensprachen. Er hält Vorlesungen und Seminare zur Kulturgeschichte der slawischen Völker, zur polnischen und russischen Grammatik und Sprachgeschichte sowie zu slawischen Minderheitensprachen, unter anderem Kaschubisch, Russinisch und Burgenlandkroatisch. Der 53-Jährige Slawist ist seit 2016 am Sorbischen Institut in Bautzen in der Abteilung für Sprachwissenschaften tätig.

Prof. Dr. Gun-Britt Kohler, Direktorin des Instituts für Slavistik in Oldenburg würdigt Menzels Forschung: „Herrn Dr. Menzels wissenschaftliches Profil zeichnet sich zunächst in herausragender Weise durch seine außer¬ordentliche Breite aus, die nahezu ein Alleinstellungsmerkmal bildet. Er zählt zu den ganz wenigen jüngeren Slawistinnen und Slawisten, die zu mehr als zwei slawischen Sprachen publiziert haben – Polnisch, Russisch, Ukrainisch, Weißrussisch, Lemkisch, Serbisch, Kroatisch, Kaschubisch, Obersorbisch und Niedersorbisch.“

Seit 2017 arbeitet Thomas Menzel neben seinen Forschungen zur sorbischen Grammatik am sorabistischen Beitrag zum Slawischen Sprachatlas des Internationalen Slawistenkomitees mit. Dieser Sprachatlas ist ein langfristiges multilaterales Forschungsprojekt der slawischen Länder und Deutschlands. Es ist das erste makrodialektologische Vorhaben, das die mundartliche Gliederung einer ganzen Sprachenfamilie untersucht.

Seit 2018 ist Thomas Menzel auch Mitglied in der Kommission für slawische Sprach-kontakte beim Internationalen Slawistenkomitee. Die Kommission beschäftigt sich mit der Beeinflussung von Grammatik und Wortschatz einer Sprache durch ihre Kontakt- oder Nachbarsprachen. Seit 2020 vertritt er die Sorben im Internationalen Slawistenkomitee, das alle fünf Jahre den Internationalen Slawistenkongress ausrichtet.

Auch Institutsdirektor, Dr. Hauke Bartels, freut sich über die Titelverleihung: „Es ist von großer Bedeutung, sorabistische Sprachwissenschaft immer auch im größeren Kontext der Slawistik zu betreiben. Gerade in diesem Bereich ergänzt Thomas Menzel das Gesamtprofil der Abteilung Sprachwissenschaft am Sorbischen Institut in idealer Weise. Ich freue mich, dass wir ihn für die Sorabistik gewinnen konnten und seine Forschungen mit dem neuen Titel Anerkennung finden. Mit seiner Lehre wird er weiter Interesse an den Sorben und dem Sorbischen wecken können.“

Prof. Dr. Gerd Hentschel, der Doktorvater von PD Dr. Thomas Menzel am Institut für Slavistik in Oldenburg: „Schon sehr bald ist an die Stelle des Lehrer-Schüler-Verhältnisses ein kollegiales getreten, das sich nicht zuletzt in einer Reihe gemeinsamer Publikationen niederschlägt. Thomas Menzel verbindet vorbildlich profunde und breite Kenntnis der slawischen Sprachen in arealer und chronologischer Hinsicht mit theoretischer Orientierung in der modernen Sprachwissenschaft. Er wird national wie international wahrgenommen und ist für die Oldenburger Slawistik und – wie ich hoffe – für seine jetzige akademische Heimat, das Sorbische Institut, ein Aushängeschild.“

Thomas Menzel lebt seit vier Jahren in der Lausitz und spricht inzwischen auch Obersorbisch.

Weitere Informationen (mit Publikationsliste und Kurzvita)


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