Workshop-Bericht: Tierwohl in traditionellen sorbischen/wendischen Bräuchen und Festen
Ein Bericht von Stephanie Bierholdt.
„Tierwohl und immaterielles Kulturerbe“ – das war Thema eines Workshops des Sorbischen Instituts und des Domowina-Regionalverbandes Niederlausitz am 30. Mai in Cottbus/Chóśebuz. Etwa 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter viele Jugendliche, näherten sich den traditionellen sorbischen/wendischen Bräuchen aus dem Blickwinkel des Tierwohls. Einig waren sich alle, dass die Bräuche grundsätzlich in ihrer traditionellen Ausübung gewürdigt und respektiert werden müssen. Sie sammelten und diskutierten Ideen, wie der Tierschutz künftig noch stärker berücksichtigt werden kann. Im Fokus stand die Einbindung von Pferden und Hähnen bei den Erntebräuchen, z.B. beim Hahnrupfen.
Kathrin Schwella, Vorsitzende des Rates für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, gab einen Rückblick auf Treffen auf Landkreisebene zu diesem Thema. Stephanie Bierholdt informierte über Gesetze und Verordnungen sowie Beispiele aus Europa und der ganzen Welt, in denen Tiere ein wichtiger Teil des immateriellen Kulturerbes sind und bei denen es zu Anpassungen im Sinne des Tierwohls kam. Zum Beispiel wird beim Pferderennen im britischen Ascot inzwischen streng auf die Tierschutzrichtlinien sowie die medizinische Versorgung der Tiere während der Rennen geachtet. Im Rahmen der Wanderschäferfeste in Deutschland wird heutzutage auch Wissen über artgerechte Haltung vermittelt. Anschließend stellten Domowina-Regionalsprecherinnen Heike Apelt und Karin Tschuck Ergebnisse einer Umfrage unter Jugendlichen zur aktuellen Ausübung und Vorbereitung von Erntebräuchen vor.
Danach tauschten die Anwesenden ihre Argumente und Ideen für mehr Tierwohl in traditionellen Bräuchen aus. An der lebhaften Diskussion beteiligten sich neben Vertretern von sechs Jugendgruppen aus der Niederlausitz, Mitarbeiter des Regionalverbandes, Jugendkoordinator Tobias Unger und Franziska Albert, zuständig für Jugendarbeit in der Stadt Cottbus/Chóśebuz. Besprochen wurde ein breites Spektrum an Möglichkeiten, von geringfügigen bis zu weitreichenden Veränderungen, die die Vertreter in ihren Jugendgruppen weiter diskutieren wollen. Der Regionalverband der Domowina möchte die Jugendlichen insbesondere bei der öffentlichen Kommunikation im Kontext der Erntebräuche noch stärker unterstützen.
„Wir freuen uns über den respektvollen und konstruktiven Dialog, der die Vielfalt der Meinungen berücksichtigt“, resümierte Stephanie Bierholdt die Veranstaltung.
Der Workshop fand statt im Rahmen des Projekts Praktiken des immateriellen Kulturerbes in der Niederlausitz im Gesamtvorhaben Digitales Portal zu sorbischen und Lausitzer Sprach- und Kulturlandschaften. Das Vorhaben wird durch die Stiftung für das sorbische Volk aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.