Bericht: Tagung über die Chancen und Potenziale des sorbischen/wendischen Kulturtourismus
Mehr als 50 Vertreter aus Institutionen der Länder, Landkreise, Tourismusverbände, aus sorbischen Institutionen sowie regionale Kulturtourismus-Anbieter kamen am 11. März 2024 zur Tagung „Die Lausitz auf dem Weg zur nachhaltigen Kulturregion – Chancen und Potenziale des sorbischen/wendischen Kulturtourismus“ zusammen. Veranstalter und Moderatoren der Tagung in Senftenberg waren der Sorbische Kulturtourismus e. V. (SKT) und das Sorbische Institut.
Drei Impulse führten ins Thema ein: Romedi Arquint, ehemaliger FUEN-Präsident (Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten) blickte in seiner Keynote von außen auf die Lausitz. Im Vergleich mit den Rätoromanen in der Schweiz betonte er die Mehrwerte von Kleinsprachen, die Bedeutung der Erlebbarkeit und die Notwendigkeit der Anwendung – der „Mündlichkeit“. Es folgte Lisa Willenberg von der Marketinggesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH mit einem Lausitz-Blick aus Marketing- und Tourismusperspektive. Sie sprach über die Bedeutung des Kulturtourismus für das Selbstverständnis der Lausitz. Sie skizzierte wie das Sorbische/Wendische in strategische Ziele und Leitprodukte eingeordnet werden kann und gab Empfehlungen zur Stärkung und besseren Erlebbarkeit dieses Lausitzer Alleistellungsmerkmals. Lutz Laschewski formulierte aus der Arbeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis heraus Thesen zur Förderung eines nachhaltigen sorbischen/wendischen Kulturtourismus. Aufgrund der Transformationsgeschichte der Lausitz und insbesondere der sorbischen/wendischen Kultur liegen die Schwerpunkte im Wiederentdecken und Vermitteln von Wissen und Können. „Das Sorbische/Wendische wieder in die Landschaft zurückholen“, sei demnach eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. In gelebte Sprache und Kultur und in die Professionalisierung von Strukturen solle demnach investiert werden.
Am Nachmittag arbeiteten die Tagungsteilnehmenden in Gruppen, an den vier thematischen Tischen „Marketing“, „Kooperation“, „Angebote für den Gast“ und „Authentizität“. Damit standen Aufgabenfelder im Fokus, die relevant für „die sorbische/wendische Note“ in einer nachhaltigen Kulturregion Lausitz sind. In jeder Gruppe wurden Ziele und Maßnahmen identifiziert und in Steckbriefen vertieft. Die Ergebnisse zeigen notwendige Handlungsfelder aus Sicht der Akteure und sollen Grundlage für die künftige Arbeit sein, unter Federführung des SKT. Des Weiteren wurde die Konzeption des Radwegs „Sorbische Impressionen“ durch die Agentur BTE (Auftragnehmer) vorgestellt.
Ein Fazit
Gegenwärtig seien eine positive Grundhaltung und ein gesteigertes Bewusstsein für die sorbische/wendische Kultur und Sprache festzustellen, bei den Akteuren von Bundes- bis zur lokalen Ebene. Eine grundlegende Erkenntnis der Arbeitstische sei die Erforderlichkeit der Priorisierung von Aufgaben und zu vermittelnden Inhalten im kulturtouristischen Bereich, die Professionalisierung von Fachleuten im Tourismusbereich sowie von Strukturen auf sorbischer Seite. Die Kooperation zwischen SKT e.V. und der Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz wird fortgesetzt.
Ein Bericht von Gregor Schneider, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Regionalentwicklung und Minderheitenschutz