DNA – eine neue Spur in die slawische Vergangenheit Brandenburgs
Termin: 22.05.2025 19:00 Uhr
Veranstaltungsort: Wendisches Museum Cottbus, Mühlenstr. 12, 03046 Cottbus/Chóśebuz
Wie Geschichtswissenschaft, Archäologie und Genetik zusammenarbeiten, um mehr über das Mittelalter in der Region herauszufinden
Im 12. und 13. Jahrhundert gab es in der Region zwischen Mittelelbe und Oder, also im heutigen Brandenburg und Berlin, einen großen Wandel. Das Gebiet, das zunächst von einer Bevölkerung mit elbslawischer Kultur und überwiegend nichtchristlicher Religion bewohnt war, wurde rasch zur mehrheitlich deutschsprachigen und christlichen Mark Brandenburg. Das war eine tiefgreifende Veränderung. Zuwanderung, Rodung und Städtebau spielten dabei eine große Rolle. Es gibt jedoch kaum verlässliche Schriftquellen, wie die Prozesse genau vor sich gingen. Wie die elbslawische Gesellschaft aufgebaut war, ist ebenfalls wenig erschlossen. Auch archäologische und ortsnamenkundliche Befunde können dazu nur beschränkt etwas aussagen.
In den vergangenen Jahren entwickelte naturwissenschaftliche Methoden zur Analyse von alter DNA bieten nun neue Erkenntnismöglichkeiten durch die Untersuchung von Körperfunden aus jener Zeit. Solche Analysen stellen allerdings auch besondere Herausforderungen an die Zusammenarbeit zwischen sehr verschiedenen Disziplinen der Wissenschaft, um eine fachgerechte und belastbare Interpretation dieser Funde sicherzustellen.
Im Jahr 2022 haben sich daher Forscherinnen und Forscher aus Archäologie, Genetik und Geschichtswissenschaft zusammengetan, um die große Transformation der Region besser zu verstehen. In einem interdisziplinären Vorhaben wollen sie neue Erkenntnisse zur Migration und Demographie in Brandenburg und Berlin im Hochmittelalter gewinnen. Beteiligt sind u.a. das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig, die Universität zu Köln, die Charité -Universitätsmedizin Berlin und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Der Fokus liegt dabei auf verschiedenen Gräberfeldern aus städtischen Siedlungen in beiden Bundesländern.
Dr. Jörg Feuchter ist Historiker an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Er ist einer der Leiter des Forschungsprojektes. „Migration und städtische Demographie im hochmittelalterlichen Berlin-Brandenburg“, das er in dem Vortrag vorstellen wird. Im Jahr 2023 hat er zusammen mit Claudia M. Melisch und Ines Garlisch das Buch „Die ersten Berliner. Leben an der Spree zwischen 1150 und 1300“ (BeBra Verlag) verfasst.
Weitere Informationen: