Publikation über Föderalismus und die Legitimation von Minderheitensprachen im großen kanadischen Universitätsverlag erschienen
„Föderalismus und die Legitimation von Minderheitensprachen: das Beispiel der Lausitz und der katalanischen Länder“ – am 1. April ist die gleichnamige Publikation (franz. Originaltitel: Fédéralisme et légitimation des langues minoritaires: l’exemple de la Lusace et des Pays catalans) in dem großen kanadischen Universitätsverlag Presses de l‘Université du Québec erschienen. Es handelt sich um eine überarbeitete und aktualisierte Fassung der mit summa cum laude ausgezeichneten Dissertation von Dr. Jean-Rémi Carbonneau. Anhand der Begriffe „staatliche Tradition“, „politische Legitimation“ und „sprachliche Normalisierung“ zeichnet dieses Buch den Weg der staatlichen Normen nach, die den Sprachgebrauch in der Lausitz und in den Katalanischen Ländern einrahmen, sowie ihre langfristigen Auswirkungen auf die Vitalität des Sorbischen und des Katalanischen.
Ungleiche Machtverhältnisse zwischen Sprachgruppen führen fast zwangsläufig zur Verdrängung von Minderheitensprachen. Dieses Phänomen ist jedoch nicht auf Einheitsstaaten beschränkt, die typischerweise auf eine einzige Nation und eine einzige Sprache ausgerichtet sind. Es betrifft auch föderale Systeme, die sich dadurch auszeichnen, dass sie das Territorium in kleinere Einheiten (z.B. Bundesländer, Provinzen, autonome Regionen) aufteilen.
Das Buch beleuchtet die historischen und politischen Umstände, die erklären, warum Minderheitensprachen in einigen föderalen Systemen erfolgreich eine gewisse territoriale Autonomie erhalten können und in anderen nicht. Zu diesem Zweck schlägt der Autor einen originellen Vergleich zwischen Deutschland und Spanien, unter Berücksichtigung der Beziehungen zwischen dem Staat und der größten bis heute dort verbliebenen sprachlichen Minderheit ohne Mutterland, vor: die Sorben in der Lausitz, eine historische Region zwischen den Bundesländern Brandenburg und Sachsen; und die Katalanischsprechenden in den spanischen Autonomen Gemeinschaften Katalonien, València, den Balearen und Aragonien, die einen Sprachraum bilden, das als „Katalanische Länder“ bezeichnet wird. Anhand der Begriffe Staatstradition und politische Legitimation wird die Entwicklung der staatlichen Normen für den Sprachgebrauch in der Lausitz und in den katalanischen Ländern sowie ihre langfristigen Auswirkungen auf die Vitalität des Sorbischen und des Katalanischen nachgezeichnet.
Dieses Buch richtet sich sowohl an Personen, die sich mit den Auswirkungen des Prozesses des Aufbaus moderner Staaten (nation-building process) befassen, als auch an die interessierte Öffentlichkeit, die sich mit den Herausforderungen der sprachlichen Vielfalt befasst.
Der Autor Jean-Rémi Carbonneau ist seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sorbischen Institut und hat im Jahr 2019 seine Dissertation an der Université du Québec à Montréal in Kanada verteidigt. Ein Teil der Forschung, die im Mittelpunkt des Buches steht, konnte dank der Zusammenarbeit mit dem Sorbischen Institut durchgeführt werden. Der Druck der Publikation wurde durch die Vergabe eines Autorenpreises für wissenschaftliche Veröffentlichungen (Awards to Scholarly Publications Program) von der kanadischen Bundesregierung ermöglicht (vgl. Wokolnik 02/2022)