Spracherwerb
Im Aufgabenfeld „Spracherwerb“ der Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz sind jene Arbeitspakete zusammengefasst, die sich im weitesten Sinne mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Spracherwerbsplanung beschäftigen. Für das Niedersorbische liegt der Schwerpunkt auf der Sprachvermittlung an Kinder und Jugendliche. Der Bereich der Erwachsenenbildung blieb bisher weitestgehend unbeleuchtet. Die steigende Nachfrage nach Sprachkursen für Erwachsene, z. B. bei dem jährlichen Sommer-Kompaktkurs der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur sowie bei dem Pilotprojekt „Zorja“, lädt dazu ein, diese Zielgruppe stärker in den Fokus zu nehmen.
Dabei sollen neben den wichtigen Fragen nach den Teilnehmer:innen- und Absolvent:innenzahlen und den von ihnen erreichten Sprachniveaus auch ihre Integration in und Teilhabe an der Sprachgemeinschaft untersucht werden. Zentrale Fragen sind dabei, wie Lernende in Kontakt mit der Sprache gekommen sind, wie sie möglichst effektiv die Sprache erlernen und wie sie zu langfristiger Sprachnutzung in der Sprachgemeinschaft angeregt werden können.
Das Aufgabenfeld „Spracherwerb“ aus dem Arbeitsbereich „Sprachrevitalisierung“ umfasst drei Arbeitspakete.
Im Arbeitspaket „Zielgruppenanalyse“ wird ausgehend von Befragungen das Zusammenspiel aus individueller Motivation erwachsener Lernender und situativen Bedingungen ergründet, indem Entscheidungspfade im Sprachlernprozess nachgezeichnet werden. Diese Betrachtungen sollen ermöglichen, passgenaue Sprachlernangebote und Kampagnen zur Gewinnung neuer Lernender zu planen.
Das Arbeitspaket „Lehr- und Lernmaterialien und -angebote“ beinhaltet eine strukturierte Zusammenstellung der verfügbaren Lehr- und Lernmaterialien bzw. -angebote. Langfristig soll eine öffentlich zugängliche Datenbank entstehen, die Niedersorbisch-Lehr- und Lernmaterialien nach bestimmten Suchparametern (z. B. Sprachniveau, Thema, Alter) ausgibt und somit einen barrierearmen Zugang ermöglicht. Gleichzeitig werden ebenfalls Bedarfe für neu zu erstellende oder zu modifizierende Materialien aufgezeigt, die in Folge an die zuständigen Institutionen weitergeleitet werden können.
Diese Materialdatenbank ist daüber hinaus eine wichtige Grundlage für das dritte Arbeitspaket: „Didaktik des Niedersorbischen“. Kern dieses Arbeitspaketes ist die Untersuchung der Arbeitshypothese, dass sich der Niedersorbisch-Unterricht bislang vorwiegend an den Grundsätzen für das Unterrichten von Zweitsprachen bzw. modernen Fremdsprachen orientiert, dabei aber minderheitenspezifische Herausforderungen wie Identitätsbildung und Einbindung in die Sprachgemeinschaft vernachlässigt. Dies geschieht mithilfe von Hospitationsanalysen, Befragungen von Lehrenden und Lernenden verschiedener Lehr-Lern-Settings sowie didaktischen Analysen ausgewählter Lehr- und Lernmaterialien. Eine wichtige Grundlage für die Arbeit auf dem Gebiet der Didaktik stellt die enge Zusammenarbeit mit und zwischen den beteiligten Akteuren dar.
Projektleitung: Lutz Laschewski
Projektbeteiligte: Sophie Rädel, Julia Běrink, Anastasija Kostiučenko