Nationenbildung im religiösen Kontext
Mit Reinhart Koselleck und Ute Planert ist die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in der sorbischen Historiographie als „nationale Sattelzeit“ zu betrachten. Zahlreiche Ideen und Konzepte sorbischer Identität wurden von Seiten sorbischer Geistlicher als auch deutscher Gelehrter verhandelt. Bislang unbeachtet von der Forschung blieb der nationale Diskurs innerhalb der Brüdergemeine. Einerseits profilierte sich diese zunehmend als internationale Gemeinschaft, andererseits wurde auch hier über sorbische Identitätskonzepte und nationale Verortungen debattiert. Dieses Spannungsfeld soll in einer Sonde anhand von Quellen aus den Archiven der Brüdergemeine (Diarien, Predigten, Briefe, Lebensläufe) untersucht werden. Dabei ist vor allem danach zu fragen, wie, in welchen Kontexten und von wem nationale Identitäten konstruiert und entsprechende Diskurse verbreitet wurden. Zentrale Ideenstränge und Motive dieser Debatte sollen für das lange 19. Jahrhundert verfolgt werden.
Projektbeteiligte: Lubina Mahling