Nachwuchsforscher treffen sich am Sorbischen Institut in Bautzen
4. Jungakademisches Netzwerktreffen sorabistischer Forschung
Zum vierten Mal hat das Sorbische Institut am Wochenende (30.6./1.7.) Forschende, die sich mit einer der beiden sorbischen Sprache, der sorbischen Kultur oder Geschichte beschäftigen, zum gemeinsamen Austausch nach Bautzen eingeladen. Rund 30 Interessierte folgten den 12 Vorträgen aus dem breiten Feld der Sorabistik. Die Sprachwissenschaft war ebenso vertreten wie die Kulturwissenschaften und Geschichte. Das Sorbische Institut hat die Einladung breit gestreut, vertreten waren Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland, und aus Tschechien.
Teilgenommen hat eine Gruppe von Sorbisch Lernenden von der TU Dresden unter der Leitung von Lubina Hajduk-Veljković. Weiter sind angereist unter anderem Dr. Ladislav Futtera von der TU Liberec, der Serbokroatisch-Dozent Michailo Jelitch von der Ruhr-Universität Bochum, Sozialarbeit-Absolventin Karoline Brützel von der Fachhochschule Dortmund und Doktorandin Karoline Schneider von der Bauhaus-Universität Weimar.
Historikerin Dr. Lubina Mahling begrüßte die anwesenden Gäste und bedankte sich bei ihrer Kollegin Dr. Theresa Jacobs, die die Nachwuchsforschertreffen im Jahr 2017 initiierte.
Eröffnet hat die Vortragsreihe die Doktorandin der Warschauer Universität Sara Mičkec mit einem Vortrag zum Thema „Sprachpraktiken und Sprachpolitik in sorbisch-deutschen Familien in der Oberlausitz“. Anhand biografischer Interviews mit elf Familien untersucht sie, wie und auf welche Sprache sich die Familienmitglieder einigen. Mit großem Interesse folgten die Anwesenden dem zweiten Vortrag der Wissenschaftlerinnen Marleen Schindler und Kerstin Roth von der TU Dresden. Beide untersuchen sorbische Lieder der Herrnhuter Brüdergemeine und wie sich diese auf die Identitätsbildung auswirken. Es folgte Andreas Pankau, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Freien Universität in Berlin. Pankau widmete sich Syntaxen des gesprochenen Niedersorbischen, analysierte die Herkunft bestimmter Sprachformen und verglich sie teilweise mit anderen Sprachen. Bei seinen Forschungen bezieht er sich auf das niedersorbische Sprachkorpus, welches das Sorbische Institut erarbeitet hat, und verweist auf die Notwendigkeit, ein ähnliches Korpus für das Obersorbische zu erstellen.
Eric Iwanski vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden (ISGV) untersuchte in seiner Masterarbeit die Umbenennungen von Ortschaften in Sachsen zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Wechsel von „Wendischcarsdorf“ in „Karsdorf“ oder „Horka“ in „Wehrkirch“ sind einige der vielen erwähnten Beispiele. Über die Sorben zu DDR-Zeiten forscht die Doktorandin der Leipziger Universität Alexandra Mandić. Dabei untersucht sie hauptsächlich literarische Entwicklungen dieser Zeit. Mit großem Interesse folgten die Teilnehmer der Führung von Dr. Annett Bresan durch das Sorbische Kulturarchiv. Dr. Ines Keller von der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska stellte den Gästen die Arbeit dieser vor und warb für die Teilnahme am ausgeschriebenen Wettbewerb.
Am Sonnabend eröffnete die Vortragsreihe Alexandra Kuring, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sorbischen Instituts. Sie beschäftigt sich mit den feministischen Bewegungen bei ethnischen Minderheiten, mit besonderem Fokus auf die Sorben. Dabei bezieht sie sich vor allem auf aktuelle Entwicklungen und stellt die ganze Bandbreite der Bemühungen auf dem Gebiet der Gleichberechtigung dar. Dr. Justyna Michniuk, Wissenschaftlerin, freie Autorin und Übersetzerin aus Cottbus/Chóśebuz stellte eine Umfrage unter Lehrern und Erziehern in der sorbischen Niederlausitz vor. Aufgrund ihrer Ergebnisse verwies sie die Anwesenden auf Probleme und Herausforderungen auf dem Gebiet der sorbischen Sprachbildung. Nach ihren Worten sei es „egal wie klein oder groß eine Sprache ist – jede Sprache ist es wert, dass sie erhalten bleibt“. (Text: Jan Bogusz)
Eine Bildergalerie mit Impressionen von der Veranstaltung finden Sie unter auf der Veranstaltungsseite.