Cottbus/Chóśebuz - 23.10.2024

Kulturelle Vielfalt im Mittelpunkt einer Tagung in Cottbus/Chóśebuz

In einer Fachtagung des Sorbischen Instituts am 24./25. Oktober im Stadthaus Cottbus/Chóśebuz diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen über kulturelle Vielfalt und immaterielles Kulturerbe. An die Öffentlichkeit richtet sich der Abendvortrag am Donnerstag (18:00), wenn Dr. Marlen Meißner von der Deutschen UNESCO Kommission über die Potenziale des immateriellen Kulturerbes in Zeiten des Strukturwandels spricht.

„Auf diesen Vortrag freue ich mich besonders. Marlen Meißner beschäftigt sich in ihrem Vortrag zum Beispiel mit dem identifikatorischen Potenzial des immateriellen Kulturerbes. Was kompliziert klingt, beschreibt zum Beispiel, dass Bräuche und typische Feste Pfeiler der regionalen und ethnischen Identität sein können. Die Referentin Dr. Marlen Meißner stammt aus der Region und kennt die Verhältnisse vor Ort, sie leitet bei der Deutschen UNESCO Kommission die Abteilung, die sich mit Kulturerbe beschäftigt“, so Kulturwissenschaftlerin Dr. Ines Keller.

Im UNESCO-Übereinkommen von 2003 zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes (kurz IKE) steht die kulturelle Vielfalt im Mittelpunkt. Sie zeigt, wie lebendig Kulturen sind und inspiriert zu neuen Ideen. Menschen und Gemeinschaften erhalten diese Vielfalt, indem sie Traditionen wie typische Tänze, Musik, Feste, Handwerkskünste und das Erzählen von Märchen pflegen und an die nächste Generation weitergeben. So tragen sie dazu bei, dass kulturelle Vielfalt geschätzt wird.

Die Tagung beleuchtet nicht nur den wissenschaftlichen und kulturpolitischen Umgang mit kultureller Diversität und IKE. Sie stellt auch Erfahrungen aus der Beratungspraxis im Zusammenhang mit dem UNESCO-Übereinkommen und dessen Umsetzung in Deutschland vor. Neben Beispielen ethnischer und sprachlicher Minderheiten werden auch andere Formen von kultureller Diversität innerhalb von Regionen thematisiert, wie zum Beispiel zwischen städtischen und ländlichen Räumen. Ein Ziel ist es, Erkenntnisse für den zukünftigen Umgang mit dem vielfältigen, lebendigen Kulturerbe in der Lausitz zu gewinnen.

Die Tagung ist Teil des Projekts Praktiken immateriellen Kulturerbes in der Niederlausitz im Gesamtvorhaben Digitales Portal zu sorbischen und Lausitzer Sprach- und Kulturlandschaften und wird durch die Stiftung für das sorbische Volk aus Mitteln des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

Im Projekt „Digitales Portal zu sorbischen und Lausitzer Sprach- und Kulturlandschaften“ wird das sorbische/wendische Kulturgut in der Niederlausitz umfassend digital erfasst, beschrieben, um es schließlich in einem Online-Portal mehrsprachig präsentieren zu können. Hauptanliegen ist die wissenschaftliche Datenerhebung und Aufbereitung der Daten für eine spätere Präsentation – für Forschende, aber auch für Interessierte und regionale Akteurinnen und Akteure in der Kulturarbeit von Vereinen, kulturellen Bildung, im Kulturtourismus und in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das sorbische sprachliche und kulturelle Erbe der Region soll sichtbarer und für kommende Generationen gesichert und nutzbar gemacht werden.