Arbeitsbereich „Sprachrevitalisierung“
Fragestellungen der Revitalisierung sind im Kontext der niedersorbischen Sprachforschung am Sorbischen Institut und am Institut für Sorabistik an der Universität in Leipzig immer wieder aufgegriffen worden, ohne dass daraus bisher ein Forschungsprogramm erkennbar geworden wäre.
Kennzeichnend für die Perspektive einer Sprachrevitalisierung ist ihr Fokus auf die kommunikativen Funktionen der Sprache selbst, ihre „affect-identity-societally bindings“, wie es der Sprachsoziologe Joshua Fishman in seinem klassischen Werk zur Sprachrevitalisierung bezeichnete. Für das Verständnis, warum kleine Sprachen erhalten blieben und unter Umständen auch revitalisiert werden, sei daher die lokale Lebenswelt, die „family-neighborhood-community arena“ (Fishman), grundlegender als die schulische Bildung. Die Revitalisierung einer Sprache muss daher nicht zuallererst an der Schule ansetzen, sondern an den sozialen Gemeinschaften, in denen die Sprache gesprochen wird oder werden kann.
Die Zentralität der (Sprach-)Gemeinschaft und die Bedeutung von Prozessen der Vergemeinschaftung findet sich in allen drei Aufgabenfeldern dieses Arbeitsbereichs wieder. Dennoch wird auch der Bedeutung des schulischen Spracherwerbs für den Erhalt der niedersorbischen Sprache Rechnung getragen.
Der Arbeitsbereich „Sprachrevitalisierung“ der Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz steht in einer engen Verbindung zu Praxisvorhaben, die durch das Strukturwandelprogramm der Stiftung für das sorbische Volk in Brandenburg gefördert werden: „Serbska rěcna strategija“ (auch: „Masterplan zur Revitalisierung der niedersorbischen Sprache“, kurz: Masterplan) und „Zorja“.
Für das Vorhaben Masterplan wurde die Trägerschaft für die Jahre 2024 bis 2027 von der Domowina Niederlausitz Projekt gGmbH an das Sorbische Institut übergeben. In diesem Zeitraum ist die Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz für umfassende koordinative Aufgaben und die wissenschaftliche Begleitforschung verantwortlich.