Spracherwerb im WITAJ-Projekt
Die sorabistische Sprachwissenschaft hat sich bisher kaum mit der Kindersprachenforschung beschäftigt. Die praktische Realisierung des WITAJ-Projekts, dessen Ziel der Spracherwerb in der Zweitsprache Sorbisch mithilfe der Immersionsmethode nach bretonischem Vorbild ist, hat jedoch die Untersuchung des frühkindlichen bilingualen passiven und aktiven Spracherwerbs unter den spezifischen Bedingungen der Minderheitensituation zu einem praxisrelevanten Forschungsthema werden lassen. Zugleich sind Fragen des Erwerbs, der Produktion und des Verstehens des Sorbischen unter den Bedingungen der deutsch-sorbischen Zweisprachigkeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.
Die im Projekt gewählte Systematik orientiert sich an der üblichen Darstellung des Spracherwerbs, die sprachimmanente Gesichtspunkte (die Entwicklung der sprachlichen Strukturen im Bereich Phonetik/Phonologie, Semantik/Lexik und Syntax/Morphologie) zugrunde legt und daran den Verlauf der kindlichen Sprachentwicklung darstellt (vgl. E. Oksaar, H. Wode, K. Meng). Spracherwerbs- und Kindersprachenforschung umfasst im Bereich der Sprachwissenschaft und der Zeichenlehre außer rein linguistischen Problemen auch psycho-, sozio- und paralinguistische Fragen (z. B. warum die Kinder bestimmte Typen von Fehlern wiederholt machen, in welcher Reihenfolge die sprachlichen Kategorien erworben werden oder ob bestimmte Erwerbsprinzipien angeboren sind). Diese Fragen sollen anhand von konkreten Spracherwerbsprozessen untersucht werden, weshalb die Feldforschung in ausgewählten WITAJ-Gruppen und Kindertagesstätten den Hauptteil der Untersuchung ausmacht.
Im Projekt wurde der Ablauf der Spracherwerbsprozesse und der kindlichen bilingualen Sprachpraxis analysiert und es wurde daraus Möglichkeiten zu deren Optimierung abgeleitet sowie Methodenvorschläge für die Erzieherinnen zu erarbeitet. Die abschließende monografische Publikation befindet sich im Druck.
Ergebnisse
- Jana Schulz: Bilingualer Spracherwerb im Witaj-Projekt (= Schriften des Sorbischen Instituts; 60)
Projektbeteiligte: Jana Schulz