Wortbildung im Obersorbischen
Die Beschreibung der Wortbildung mit modernen Methoden stellt ein aktuelles Forschungsdesideratum sowohl für das Ober- als auch für das Niedersorbische dar. Im Projekt steht das Obersorbische im Mittelpunkt – hier wurden bisher einige wenige Überblicksdarstellungen veröffentlicht (M. Just, M. Krječmar, F. Michałk, H. Šewc) sowie einzelne Monografien zu speziellen Einzelproblemen (T. Lewaszkiewicz, M. Milewska-Stawiany). Dabei wurden vorwiegend klassische Wortbildungsverfahren wie die Derivation und Komposition untersucht. Daher wird als Fernziel eine Gesamtdarstellung der Wortbildung der obersorbischen Schriftsprache der Gegenwart, in der alle Möglichkeiten der Wortbildung erfasst und beschrieben werden, angestrebt. Aufgrund der Forschungslage und der begrenzten Ressourcen macht sich ein schrittweises Vorgehen notwendig. Die Arbeit am Beitrag zur Wortbildung im Obersorbischen für den HSK-Band „Word-Formation“ hat gezeigt, dass es im Sorbischen noch zahlreiche Forschungslücken zu schließen gilt, z. B. hinsichtlich des tatsächlichen Gebrauchs von Wortbildungsmitteln oder Wortbildungsverfahren. Ausgehend davon werden von der Projektbearbeiterin ausgewählte Einzelprobleme mit dem Schwerpunkt Wortbildung der Substantive und Adjektive in Form von Aufsätzen bearbeitet. Eine der dringlichsten Aufgaben ist dabei die Schaffung eines geeigneten Begriffsapparats, der sich an der aktuellen Entwicklung in der Wortbildungsforschung orientiert. Dafür werden neuere Publikationen über die Wortbildung in anderen (slawischen) Sprachen ausgewertet und auf eine Anwendung für das Obersorbische überprüft.
Als Materialgrundlage dienen neben den größeren obersorbischen Wörterbüchern vor allem das digitale Textkorpus des Obersorbischen (im Korpusauswahlmenü „hotko“ wählen), was sich u. a. für die Verifizierung von Aussagen über den Nutzungsgrad und die Produktivität bestimmter Affixe im Rahmen der Derivation anbietet.
Ergebnisse
Das Themenfeld wird von der Bearbeiterin seit 2017 in enger umgrenzten themengebundenen Vorhaben weitergeführt. Ergebnis des ambitionierten Rahmenprojekts waren zahlreiche Einzelpublikationen:
- Zarys hornjoserbskeje słowotwórby, in: Lětopis 64 (2017) 1, s. 71–86
- Internetowe žórła jako zakład rěčnych analyzow serbšćiny? in: Tošović, Branko; Wonisch, Arno (Hgg): Wortbildung und Internet. Graz: Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität Graz – Kommission für Wortbildung beim Internationalen Slawistenkomitee 2016, S. 351–364
- Adjektiwiske diminutiwy w hornjoserbšćinje (= Adjektivische Deminutiva im Obersorbischen), in: Stramljič Breznik, Irena (Hg.): Manjšalnice v slovanskih jezikih : oblika in vloga / Deminutivy v slavjanskih jazykah : forma i rol’ / Diminutives in Slavic Languages : Form and Role. Maribor 2015. – (Knijžna zbirka Zora ; 113), str. 319–330
- Upper Sorbian, in: Müller, Peter O.; Ohnheiser, Ingeborg; Olsen, Susan; Rainer, Franz (Hrsg.): Word-Formation 40.4. An International Handbook of the Languages of Europe, De Gruyter, 2016, s. 2811–2831
- Hornjoserbska rěčespytna terminologija (=Die Obersorbische sprachwissenschaftliche Terminologie), in: Studia z Filologii Polskiej i Słowiańskiej 49 (2014) , s. 232–244
- Hornjoserbska słowotwórba – staw slědźenja a perspektiwy (=Obersorbische Wortbildung – Forschungsstand und Perspektiven), in Zeszyty Łużyckie, Warszawa 47 (2013), s. 106–120
- Kompleksne adjektiwy w hornjoserbšćinje (= Komplexe Adjektive im Obersorbischen), w: Leksikologiske přinoški II. IV seminar serbskeje słowotwórby a leksiki. Uniwersytet Gdański / Serbski institut 31.5.–1.6.2012 / Redaktion: Małgorzata Milewska-Stawiany, Sonja Wölke, Budyšin 2013 (Kleine Reihe des Sorbischen Instituts; 17), s. 32–44
- Wosebitosće při wužiwanju słowotwórbnych srědkow w publicistice Jakuba Barta-Ćišinskeho (= Besonderheiten beim Gebrauch der Wortbildungsmittel in der Publizistik Jakub Bart-Ćišinskis), in: Dietrich Scholze, Franz Schön (Hrsg.), Jakub Bart-Ćišinski (1856–1909. Erneuerer der sorbischen Literatur / Wobnowjer serbskeje literatury, Bautzen 2011 (Schriften des Sorbischen Instituts;54), s. 224–232
Projektbeteiligte: Anja Pohontsch