Typen von Herkunftssprachen im Vergleich: Obersorbisch und Polnisch in Deutschland (HOsPoD)
Gegenstand des gemeinsamen DFG-Projekts mit der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Tanja Anstatt) ist der Vergleich zweier westslavischer Minoritätensprachen im Kontakt mit dem Deutschen als Majoritätssprache: des Obersorbischen als regionaler bzw. autochthoner Minoritätensprache und des Polnischen als migrationsbedingter bzw. allochthoner Minoritätensprache in Deutschland. Die beiden Typen von Minoritätensprachen teilen einerseits grundsätzliche Rahmenbedingungen, die aus dem Minoritätsstatus resultieren, insbesondere die ständige Konkurrenz mit der Majoritätssprache. Andererseits unterscheiden sie sich in Bezug auf zentrale Faktoren, etwa ihre Geschichte, die vorwiegende Siedlungsform der Sprecher (kompakt vs. verteilt) oder ihren rechtlichen Status im Sinne der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen und daraus resultierenden Fördermaßnahmen. Beide Minderheitensprachen wurden bisher im Rahmen unterschiedlicher Forschungsstränge getrennt untersucht. Im Rahmen des jüngeren Forschungsparadigmas der heritage linguistics werden jedoch beide als Herkunftssprachen (heritage languages, HL) aufgefasst. Damit wird insbesondere fokussiert, dass diese Sprachen von den nachwachsenden Generationen im Rahmen des mehrsprachigen Spracherwerbs erworben und verwendet werden, und typischerweise die nicht-dominante Sprache sind. Hieraus ergeben sich grundsätzliche Annahmen über die Entwicklung dieser Sprachen. Ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede wurden jedoch bisher nicht systematisch untersucht.
Anliegen des vorliegenden Projekts ist es, durch eine parallele Datenerhebung mit denselben Methoden Material in mehreren Generationen von Sprechern zum Obersorbischen (im Fokus steht dabei die obersorbische Umgangssprache) und zum Polnischen in Deutschland als zwei genetisch eng verwandten westslavischen Sprachen zu gewinnen. Erstens wird anhand einer soziolinguistischen Befragung die Sprachsituation beider Herkunftssprachen vergleichend herausgearbeitet. Zweitens wird die Entwicklung zweier ausgewählter grammatischer Kategorien, Verbalaspekt und Animatheit, in den Sprechergenerationen anhand von experimentell erhobenen Sprachdaten analysiert.
Projektbeteiligte: Lydia Mattick