Zwischen Bautzen, Prag und Rom. Transregionale Verflechtungen und Interaktionen in der Kirchengeschichte Zentraleuropas
Kirchengeschichtliche Konferenz in Bautzen fand großen Zuspruch
Rund 75 Zuhörerinnen und Zuhörer sind der Einladung zur internationalen Konferenz unter dem Motto „Zwischen Bautzen, Prag und Rom“ vom 14. bis 16. März in Bautzen gefolgt. Es war eine gemeinsame Veranstaltung der Karlsuniversität Prag und des Sorbischen Instituts in Bautzen. 16 sorbische, deutsche, tschechische und österreichische Referentinnen und Referenten hielten Fachvorträge, darunter der Prager Historiker Jan Zdichynec, der die Tagung mit organisierte sowie der Kunsthistoriker Marius Winzeler, Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Zum Begleitprogramm gehörte der Besuch der Bautzner Domschatzkammer am Samstag.
Ausgehend von der katholischen Lausitz standen die internationalen Verbindungen und Verflechtungen der Kirchengeschichte Zentraleuropas vom Spätmittelalter bis in die Moderne im Mittelpunkt. Thematisiert wurden vor allem grenz-, sprach-, und kulturübergreifende Austauschprozesse sowie der Transfer von Menschen, Objekten und Wissen. Die katholische Lausitz war eng mit den Nachbarregionen Böhmen und Schlesien verbunden und durch kirchliche Institutionen wie die Klöster St. Marienstern und St. Marienthal oder das Domstift fest in internationale katholische Kirchenstrukturen eingebunden.
Nachdem Friedrich Pollack (Bautzen) die Gäste begrüßte, gestaltete Alexander Sembdner (Leipzig) mit einem Vortrag zum spätmittelalterlichen Glaubensalltag in der Lausitz im Spiegel der vatikanischen Überlieferungen den Auftakt der Tagung. Thematisiert wurden weiterhin die Rekatholisierung der Lausitz, der Blick aus England auf die Lausitzer Katholiken oder das nicht ganz spannungsfreie Verhältnis zwischen Bischof Schreiber und den katholischen Sorben. Am Freitagvormittag rückte das Kloster St. Marienstern in den Fokus der Tagung. Schwester Thadäa Selnack (Kloster St. Marienstern) stellte die Welt der Zisterzienser in der Frühen Neuzeit vor und Marius Winzeler (Dresden) sprach über materielle Zeugnisse (Skulpturen, Gemälde, Bauobjekte etc.) im Kloster in der Barockzeit. Weitere Vorträge widmeten sich den Jesuiten und ihrem Einfluss auf die Lausitz sowie dem Wendischen Seminar in Prag als zentralem Austauschpunkt zwischen Böhmen und der Oberlausitz. So sprach Birgit Mitzscherlich (Bautzen) über den Lebensweg des Franz Přihonský, der in Prag und Bautzen gewirkt hatte, und Annett Bresan (Bautzen) präsentierte die Tagebücher der sorbischen Studentenvereinigung „Serbowka“. Zwei weitere Vorträge blickten schließlich noch einmal nach Rom. Tamara Scheer (Wien) untersuchte die sorbische Geschichte der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell´Anima in Rom und Lubina Mahling (Bautzen) stellte das handschriftliche Tagebuch des Müllermeisters Jurij Wawrik vor, der 1842 von Kuckau aus nach Rom gepilgert war.
Gefördert wurde die Konferenz vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.