Der sorbische/wendische Kultur- und Kreativsektor vor und nach 1989/90
Die Kulturwissenschaftlerin Dr. Theresa Jacobs widmete sich von 2020 bis 2022 in einem dreijährigen, vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus geförderten Drittmittelprojekt dem sorbischen/wendischen Kultur- und Kreativsektor unter dem Gesichtspunkt multipler Transformationserfahrungen. Sie untersuchte die Bedeutung und den Umgang mit kulturellem Erbe zwischen ethnischer Selbstvergewisserung und ökonomischer Inwertsetzung. Für ihre Untersuchung führte Theresa Jacobs eine Reihe von Gesprächen mit Zeitzeug:innen, darunter u.a. Jan Bilk, Iris Brankatschk, Toni Bruk, Matthias Bulang, Benedikt Dyrlich, Juro Mětšk, Maja Nagel, Jürgen Matschie und Jurij Koch. Das Projektteam lud zu vier Workshops ein, hielt Vorträge auf Konferenzen und veröffentlichte zahlreiche Beiträge, die auf dem Blog des Projektverbunds dokumentiert sind.
Die gemeinsame englischsprachige Abschlusspublikation des Projektverbunds erscheint als Sonderausgabe des Journal of Contemporary Central and Eastern Europe mit dem Titel „Multiple Transformations. Lived Experiences and Post-Socialist Cultures of Work“. Darin veröffentlichte Theresa Jacobs als Mitherausgeberin einen Beitrag zum sich wandelnden Musiksektor bei den Sorben. Am Beispiel des Komponisten Juro Mětšk zeigt sie, wie Künstler:innen in der Transformationszeit auf eine Anpassungsfähigkeit zurückgriffen, die einerseits mit einer für Freischaffende typischen künstlerischen Haltung, andererseits aber auch mit der engen Beziehung zum Sorbischen verbunden ist. Ines Keller und Fabian Jacobs widmeten sich dem institutionellen Wandel am Beispiel des Hauses für sorbische Volkskunst. Das Sonderheft mit weiteren Beiträgen erscheint zeitnah. Die Einzelbeiträge sind bereits zugänglich (mit Bezahlschranke), die Einleitung zum Heft ist frei zugänglich.